Landesregierung NRW präsentiert Wasserstraßen-, Hafen- und Logistikkonzept – Binnenschifffahrt soll als nachhaltiger Verkehrsträger gestärkt werden

Nordrhein-Westfalen zeichnet sich wie kein anderes Bundesland durch ein dichtes Netz an Flüssen und Kanälen aus. Deshalb ist hier der Anteil der Binnenschifffahrt am Güterverkehr bereits heute besonders hoch: Im sog. Seehafenhinterlandverkehr – also jene Verkehre, die entweder Quelle oder Ziel in einem Seehafen haben – liegt er bei über 60 %. Bis 2030 sollen die per Schiff transportierten Güter in NRW auf 150 Mio. Tonnen pro Jahr anwachsen und damit dann auf dem Niveau der Güterbahn liegen. Die bedeutendsten Gütergruppen sind dabei Kohle und Erze, chemische und Metallerzeugnisse sowie Containerladung. Die Landesregierung NRW möchte mit dem nun vorgestellten Wasserstraßen-, Hafen- und Logistikkonzept „eine an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausgerichtete Weiterentwicklung des Logistikstandortes NRW anstreben“, heißt es in der Unterlage.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) unterstützt die von der Landesregierung verfolgte Absicht, die Binnenschifffahrt im Rahmen dieses Konzepts noch weiter zu stärken:

„Erfreulich ist, dass NRW die Potenziale der besonders umweltverträglichen Binnenschifffahrt erkennt, sich für deren stärkere Nutzung einsetzt und auch ein Auge auf die Situation im Gewerbe hat, z.B. im Bereich der Ausbildung oder der Flottenmodernisierung. Allerdings bedürfen die insgesamt 38 Handlungsfelder nun auch der raschen Umsetzung. Bei einigen Handlungsfeldern hätte ich mir in der Unterlage deshalb bereits etwas konkretere Aussagen darüber gewünscht, was die Landesregierung denn nun genau an Maßnahmen ergreift, z.B. im Bereich der Förderprogramme, und wann dies erfolgen soll“, erklärt BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen.

„Wir halten es für richtig und wichtig, dass NRW mit anderen Bundesländern noch stärker kooperieren wird, z.B. bei der Umsetzung der sog. Düsseldorfer Liste oder den Rheinkonferenzen. Insbesondere sollte das Land sich aber wie angekündigt auch in der Verkehrspolitik des Bundes noch häufiger und lauter zu Wort melden, um seine Rolle als ‚Binnenschifffahrtsland Nr. 1 auch dort noch stärker zu verankern. Zu prüfen wäre, wie Maßnahmen auf Landesebene mit der Bundespolitik verzahnt werden können. Anknüpfungspunkte könnten z.B. der Aktionsplan Güterverkehr und Logistik und das Nationale Hafenkonzept der Bundesregierung sein“, lautet die Anregung von Jens Schwanen.

Der BDB wird sich aktiv und in Zusammenarbeit mit den weiteren Beteiligten in die Realisierung des Konzepts einbringen. Besonders wichtig sind aus Sicht des BDB dabei folgende Handlungsfelder in dem Konzept:

  1. Erhaltung und Verbesserung der Wasserstraßeninfrastruktur: Hier werden u.a. die Vertiefung des Rheins bis Köln auf 2,80 m (GlW), die Anpassung der Nordstrecke des Dortmund-Ems-Kanals an das Großmotorgüterschiff, die Querschnittserweiterung des Wesel-Datteln-Kanals, der Ausbau der Oststrecke des Datteln-Hamm-Kanals, die Anhebung der Brücken im westdeutschen Kanalnetz für den zweilagigen Containerverkehr, intensivere Instandhaltungsmaßnahmen an den Schleusen und die Errichtung von Ruhehäfen am Niederrhein genannt.
  2. Forschung zur Sicherung nachhaltiger Mobilität in der Binnenschifffahrt: Die Erforschung energiesparender und emissionsarmer Antriebe für Binnenschiffe – auch unter Berücksichtigung alternativer Kraftstoffe – soll hier den Schwerpunkt bilden. „Die Landesregierung unterstützt weiterhin die technisch-wirtschaftliche Forschung mit dem Ziel, die Binnenschifffahrt als kostengünstigen, ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Verkehrsträger weiter zu stärken“, heißt es in dem Konzept.
  3. Sicherstellung einer ausreichenden Ausbildung für die Binnenschifffahrt der Zukunft: Angesichts der Überalterung der Schiffsführer müssen die Anstrengungen fortgesetzt werden, ausreichende Personalkapazitäten sicherzustellen. „NRW als Binnenschifffahrtsland Nr. 1 in Deutschland nimmt in diesem Zusammenhang seine besondere Verantwortung an“, erklärt die Landesregierung und hebt die besondere Bedeutung des Duisburger Schulschiffes hervor, das sich in der Trägerschaft des BDB befindet.
  4. Emissionsarme Binnenschifffahrt: Das Binnenschiff verursacht im Vergleich zu Straße und Schiene die geringsten Emissionen an Klimagasen. Um die Stickoxyde und den Feinstaub ebenfalls noch weiter zu reduzieren, soll die Binnenschiffsflotte sukzessive erneuert werden. Die Landesregierung will u.a. entsprechende Nachrüstungsmöglichkeiten durch Pilotprojekte begleiten und die Möglichkeiten für ein Förderprogramm, z.B. zur abgastechnischen Nachrüstung von älteren Binnenschiffen, prüfen. Während der Liegezeiten soll zudem verstärkt Landstrom genutzt werden. Fördermöglichkeiten für den Aufbau einer Landstrominfrastruktur werden geprüft.

 

 

Über den BDB e.V.:

Der 1974 gegründete Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) vertritt die gemeinsamen gewerblichen Interessen der Unternehmer in der Güter- sowie der Fahrgastschifffahrt gegenüber Politik, Verwaltung und sonstigen Institutionen. Mitglieder des BDB sind deshalb Partikuliere, Reedereien und Genossenschaften. Auch Fördermitglieder unterstützen die Arbeit des BDB. Der Verband mit Sitz in Duisburg und Repräsentanz in Berlin bezieht Stellung zu verkehrspolitischen Fragen und bringt sich aktiv in die Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Seit der Fusion mit dem Arbeitgeberverband (AdB) im Jahr 2013 vertritt der BDB auch die Belange der Verbandsmitglieder in arbeits-, tarif- und sozialrechtlichen sowie personal-, sozial- und bildungspolitischen Angelegenheiten und ist Tarifvertragspartner der Gewerkschaft Verdi. Der BDB betreibt das in Duisburg vor Anker liegende Schulschiff „Rhein“ – eine europaweit einzigartige Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtung für das Binnenschifffahrtsgewerbe.