BDB: BGL veröffentlicht unvollständige Werte – Lkw emittiert 226 % mehr Klimagase als das Binnenschiff!

„Das war wohl nichts!“ – so lässt sich der jüngste Versuch des straßennahen Verbandes BGL bewerten, den Lkw als umweltfreundliche Variante zur Bewältigung des Güterverkehrs zu verkaufen.

Unter Hinweis auf Zahlen des Umweltbundesamtes preist der BGL den Stickoxid- und Feinstaubausstoß des Lkw an und setzt ihn ins Verhältnis zu den Emissionen des Binnenschiffes. „Althergebrachte Gewissheiten“ würden nun „vom Thron gestoßen“. Man meint beim BGL sogar „eine historische Zäsur in der Verkehrspolitik“ erkennen zu können. Doch worum geht es?

Der Ausstoß von Stickoxid und Feinstaub liegt beim Lkw – in Gramm pro Tonnenkilometer betrachtet – unter dem Wert des Binnenschiffes. So weit, so richtig. Den Lkw nun als umweltfreundliche Alternative zum Binnenschiff zu betrachten, geht jedoch fehl. Was der BGL an aktuellen Fakten nicht erwähnt:

  • Beim „Klimakiller Nr. 1“, nämlich dem Kohlendioxid (CO2) und seinen Äquivalenten, verursacht der Lkw auch im Jahr 2014 noch knapp 226 Prozent mehr Emissionen als das Binnenschiff (101 g/tkm zu 31 g/tkm).
  • Der Energieverbrauch des Lkw liegt im tonnenkilometrischen Vergleich um das 3,5fache über dem des Binnenschiffes (1,4 Megajoule pro Tonnenkilometer zu 0,44 MJ/tkm).
  • Der Ausstoß von Kohlenmonoxyd liegt beim Lkw um mehr als das 1,5fache über dem des Binnenschiffes. Im Bereich der flüchtigen Kohlenwasserstoffe liegt er um knapp 29 % über dem Wert des Binnenschiffes.
  • Die spezifischen Emissionen des Lkw-Verkehrs sind zwischen 1995 und 2013 in Teilen zwar erheblich gesunken. In Bezug auf die Gesamtemissionen des Straßengüterverkehrs zeigt sich jedoch laut UBA-Bericht „Daten zur Umwelt 2015“, dass die technisch bedingten Senkungen je Tonnenkilometer aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens wieder aufgezehrt wurden. Die absoluten Kohlendioxid-Emissionen des Straßengüterverkehrs erhöhten sich zwischen 1995 und 2013 trotz technischer Verbesserungen sogar um 13 Prozent von 34,2 auf 38,7 Mio. Tonnen.
  • Aufgrund zwingender europäischer Vorgaben (sog. NRMM-Verordnung) werden sämtliche neue Motoren in der Binnenschifffahrt bereits ab dem Jahr 2019 bzw. 2020 deutlich strengere Abgasvorschriften einhalten müssen, so dass etwa im Bereich der Emissionen von Feinstaub und Stickoxiden eine sukzessive Verbesserung der Schadstoffbilanz in der Binnenschifffahrt einsetzen wird.

Der BDB hält es vor diesem Hintergrund für absurd, wenn der BGL vollmundig fordert, es sei an der Zeit, „ideologische Scheuklappen beim Umweltschutz abzusetzen“. Es scheint eher so, dass der BGL zurzeit Schadstoff-Scheuklappen verteilt, um die Öffentlichkeit mit unvollständigen Angaben hinter’s Licht zu führen.

Eine der zentralen Säulen einer nachhaltigen Mobilität ist laut Umweltbundesamt, das der BGL zitiert, übrigens ausdrücklich die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Verkehrsträger Eisenbahn und Binnenschiff.

 

Über den BDB e.V.:

Der 1974 gegründete Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) vertritt die gemeinsamen gewerblichen Interessen der Unternehmer in der Güter- sowie der Fahrgastschifffahrt gegenüber Politik, Verwaltung und sonstigen Institutionen. Mitglieder des BDB sind deshalb Partikuliere, Reedereien und Genossenschaften. Auch Fördermitglieder unterstützen die Arbeit des BDB. Der Verband mit Sitz in Duisburg und Repräsentanz in Berlin bezieht Stellung zu verkehrspolitischen Fragen und bringt sich aktiv in die Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Seit der Fusion mit dem Arbeitgeberverband (AdB) im Jahr 2013 vertritt der BDB auch die Belange der Verbandsmitglieder in arbeits-, tarif- und sozialrechtlichen sowie personal-, sozial- und bildungspolitischen Angelegenheiten und ist Tarifvertragspartner der Gewerkschaft Verdi. Der BDB betreibt das in Duisburg vor Anker liegende Schulschiff „Rhein“ – eine europaweit einzigartige Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtung für das Binnenschifffahrtsgewerbe.