Diskussionen um Schiffsanleger im ehemaligen Zollhafen Mainz – Binnenschifffahrt ist auf Liegestellen in Mainz angewiesen

Anlässlich eines Vor-Ort-Termins in Mainz haben am 4. September 2019 der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB), BDS Abteilung Binnenschiffahrt e.V. und zahlreiche Vertreter der gewerblichen Güter- und Fahrgastschifffahrt die enorme Bedeutung und Wichtigkeit der Wiederherstellung der Liegemöglichkeiten entlang der Südmole des Mainzer Zollhafens betont.

Der BDB hatte bereits in den vergangenen Monaten immer wieder hervorgehoben, dass die Schifffahrt auf die Liegestellen in Mainz zwingend angewiesen ist. Dies hat der Verband auch gegenüber der Bundesverwaltung, dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium und der Mainzer Stadtspitze zum Ausdruck gebracht. Im Zuge der städtebaulichen Neukonzeption des ehemaligen Zollhafens und der folgenden Bauarbeiten sind die damals bereits vorhandenen Liegestellen vorübergehend abgebaut worden, was von Seiten der Schifffahrt unter der Bedingung akzeptiert wurde, dass nach der Neugestaltung an gleicher Stelle wieder modernisierte Liegestellen entstehen. Dies war von vornherein so vorgesehen. Interimsweise gestattete der Entwickler des Stadtquartiers der Schifffahrt, die Nordmole des Hafens zum Liegen zu nutzen. Diese „Übergangslösung“ wird gemäß entsprechender Vereinbarungen allerdings in Kürze entfallen.

BDB und BDS betonen deshalb noch einmal:

  • Seit Jahren herrscht auf der gesamten Rheinschiene, insbesondere südlich von Köln, ein eklatanter Mangel an sicheren Liegemöglichkeiten für Binnenschiffe. Der Rhein ist Europas bedeutendster Strom für den Gütertransport per Binnenschiff. Rund 100.000 Schiffe passieren jährlich die deutsch-niederländische Grenze bei Emmerich, rund 50.000 den Mittelrhein. Rund 200 Schiffe pro Tag werden in Höhe der Stadt Mainz gezählt. Die Binnenschifffahrt ist dank ihrer günstigen CO2-Bilanz ein unverzichtbarer Baustein in der Verkehrspolitik, um die Klimaziele Deutschlands einhalten zu können. Darüber hinaus florieren große Städte und Gemeinwesen wie Mainz deswegen so, da sie an Strömen liegen, die über große Schifffahrts- und Handelswege verfügen.
  • Die Schifffahrt und ihre Kunden sind zwingend auf sichere und den Bedürfnissen entsprechende Liegestellen angewiesen: Auch Binnenschiffer müssen Lenk- und Ruhezeiten einhalten, Personalwechsel durchführen oder Arzt- und Behördengänge erledigen. Hierfür sind innenstadtnahe Liegeplätze mit der Möglichkeit zum Landgang erforderlich. In Mainz ankernde Binnenschiffe sind darüber hinaus Kunden der regionalen Wirtschaft. Gleiches gilt für die Passagiere der Flusskreuzfahrtschifffahrt, die in Mainz Gelegenheit erhalten, als Touristen die Stadt zu besichtigen.
  • Der Standort Mainz ist für die Binnenschifffahrt von herausragender fahrstrategischer Bedeutung, da sich bergwärts die Abmessungen der Fahrzeuge sowie die Besatzungsvorschriften ändern und talwärts die Gebirgsstrecke als schwierigster Streckenabschnitt des Rheins beginnt. Es werden folglich an dieser Stelle Vorkehrungen für die Weiterfahrt getroffen.
  • Bei allem Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung, insbesondere der Anwohner in den neu geschaffenen Quartieren am Wasser: Die Wiedereinrichtung der Liegestellen sollte für niemanden eine Überraschung darstellen. Die Wiederherstellung der Liegemöglichkeiten war von Beginn an Bestandteil der städtebaulichen Neukonzeption in Mainz. Hier wird umgesetzt, was stets Gegenstand der getroffenen Vereinbarungen und Planungen war.
  • Die Befürchtung der Anwohner, die liegenden Binnenschiffe würden durch ihre Abgase permanent die Luft verunreinigen, hält einer fachlichen Betrachtung nicht Stand. Eine erhebliche Anzahl an Schiffen ist inzwischen mit besonders sauberen und leisen Motoren und Abgasnachbehandlungsanlagen ausgestattet. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) plant darüber hinaus die Errichtung der Liegestellen nach heutigen Standards, was auch Anschlussmöglichkeiten für Landstrom einschließt. So ist gewährleistet, dass die Schiffe sich während der Liegedauer umweltfreundlich mit Strom versorgen können, ohne einen Generator in Betrieb nehmen zu müssen.

 

Über den BDB e.V.:

Der 1974 gegründete Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) setzt sich für die verkehrs- und gewerbepolitischen Interessen der Unternehmer in der Güter- und Fahrgastschifffahrt gegenüber Politik, Verwaltung und sonstigen Institutionen ein. Der Verband mit Sitz in Duisburg und Repräsentanz in Berlin vertritt seine Mitglieder außerdem in sämtlichen arbeits- und sozialrechtlichen sowie bildungspolitischen Angelegenheiten und ist Tarifvertragspartner der Gewerkschaft Verdi. Er ist Gründungsmitglied des Europäischen Schifffahrtsverbandes EBU. Mitglieder des BDB sind Reedereien, Genossenschaften und Partikuliere, nationale und internationale See- und Binnenhäfen, wissenschaftliche Einrichtungen, Verbände sowie gewerbenahe Dienstleistungsunternehmen. Mit dem Schulschiff „Rhein“ betreibt der BDB eine europaweit einzigartige Aus- und Weiterbildungseinrichtung für das Schifffahrts- und Hafengewerbe.

  

Über den BDS-Binnenschiffahrt e.V.:

Der Bundesverband der Selbständigen, Abteilung Binnenschiffahrt e.V., seit 1989 ein eigenständiger Verband und Mitglied im Bundesverband der Selbständigen/Deutscher Gewerbeverband, ist ein Zusammenschluss selbständiger Unternehmer aus der deutschen Binnenschifffahrt. Mitglieder sind Partikulierunternehmen aus der Güter- und Fahrgastschifffahrt, Fähren sowie der Deutsche Fährverband. Der BDS-Binnenschiffahrt vertritt die Interessen seiner Mitglieder auf den Gebieten der Verkehrs-, Wirtschafts-, Steuer-, Sozial- und Gesellschaftspolitik und berät seine Mitglieder in allen fachlichen Fragen des Binnenschifffahrtsgewerbes sowie in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber. Der Verband ist Mitglied der Europäischen Schifferorganisation und hat seinen Sitz in Bonn.