Warnstreiks der Beschäftigten der WSV – Forderungen nach mehr Lohn dürfen nicht zu Lasten der Binnenschifffahrt gehen!

Die Beschäftigten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) legen seit Dienstag, nach einem Aufruf zum Warnstreik durch die Gewerkschaft Verdi, an vereinzelten Schleusen im deutschen Wasserstraßennetz ihre Arbeit nieder. Davon waren u.a. Schleusenbauwerke am Main, am Neckar und am Dortmund-Ems-Kanal betroffen. Der Aufruf zur Arbeitsniederlegung durch Verdi gilt auch für die nächsten Tage fort und gilt u.a. für die Leitzentralen im Main-Donau-Raum, von denen aus die Steuerung der Schleusen erfolgt.

Die Folgen für die Binnenschifffahrt sind verheerend, da die Schleusenbauwerke in den entsprechenden Fahrtgebieten nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt bedient werden. Dadurch kann die Binnenschifffahrt schlimmstenfalls vollständig zum Erliegen kommen.

„Die Gewerkschaft Verdi lässt jegliches Augenmaß vermissen, wenn sie Beschäftigte dazu aufruft, für die Binnenschifffahrt relevante Bauwerke zu bestreiken. Unser Verkehrsträger hat ohnehin schon tagtäglich mit den Folgen einer chronisch unterfinanzierten und störanfälligen Wasserstraßeninfrastruktur zu kämpfen. Wenn Schleusen nun nicht mehr bedient werden, drohen massive Verzögerungen bei den Transporten und daraus resultierend Versorgungsengpässe. Insbesondere im Donauraum, in dem die Schifffahrt seit Wochen mit niedrigen und stark schwankenden Wasserständen konfrontiert ist, erschwert sich die Lage für die Transporte auf dem Wasser damit zusätzlich“, so Martin Staats (MSG), Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB).

Der BDB kritisiert auf das Schärfste, dass die Forderung der Beschäftigten nach mehr Lohn auf dem Rücken der Binnenschifffahrt ausgetragen wird, welche eine große Systemrelevanz für die reibungslose und zuverlässige Versorgung mit Gütern und Rohstoffen, z.B. für die großen deutschen Industriestandorte, hat. Jeder Warnstreik ist geeignet, die Leichtigkeit des Schiffsverkehrs empfindlich zu stören, da es für Schiffe keine Umfahrungsmöglichkeiten gibt und sich so Staus an den Schleusen bilden, die stunden- oder gar tagelange Verzögerungen verursachen. Nicht nur die Güterschifffahrt, sondern auch die „Weiße Flotte“, die durch die Folgen der Corona-Pandemie besonders hohe Umsatzeinbußen zu verzeichnen hat, ist auf reibungslos funktionierende Schleusungen angewiesen, um ihre Fahrpläne einhalten zu können.

„Wir appellieren daher dringend an die Beschäftigten in der WSV, ihre für das Funktionieren der Binnenschifffahrt so wichtigen Arbeit wieder aufzunehmen. Das System Wasserstraße funktioniert nur dann reibungslos, wenn alle an ihm beteiligten Akteure verantwortungsvoll zusammenwirken. Außerdem weisen wir Verdi darauf hin, dass Warnstreiks in den Schifffahrtsämtern die Binnenschifffahrt als klein- und mittelständisch geprägte Branche, die sich ohnehin durch zahlreiche Niedrigwasserphasen in den letzten Jahren und die Corona-Pandemie in einer schwierigen Lage befindet, besonders hart treffen“, so Staats.

„Außerdem“, so der BDB-Präsident weiter, „wird das gesamte Gemeinwesen durch den Egoismus der Gewerkschaft, den diese mit den derzeitigen Warnstreiks an den Tag legt, geschädigt, indem Branchen sabotiert werden, die – besonders in der Coronazeit – die Versorgung von Menschen und Wirtschaft sicherstellen. Da ist es kein Wunder, dass sich immer mehr Beschäftigte von den Gewerkschaften abwenden“.

 

Über den BDB e.V.:

 Der 1974 gegründete Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) setzt sich für die verkehrs- und gewerbepolitischen Interessen der Unternehmer in der Güter- und Fahrgastschifffahrt gegenüber Politik, Verwaltung und sonstigen Institutionen ein. Der Verband mit Sitz in Duisburg und Repräsentanz in Berlin vertritt seine Mitglieder außerdem in sämtlichen arbeits- und sozialrechtlichen sowie bildungspolitischen Angelegenheiten und ist Tarifvertragspartner der Gewerkschaft Verdi. Er ist Gründungsmitglied des Europäischen Schifffahrtsverbandes EBU. Mitglieder des BDB sind Reedereien, Genossenschaften und Partikuliere, nationale und internationale See- und Binnenhäfen, wissenschaftliche Einrichtungen, Verbände sowie gewerbenahe Dienstleistungsunternehmen. Mit dem Schulschiff „Rhein“ betreibt der BDB eine europaweit einzigartige Aus- und Weiterbildungseinrichtung für das Schifffahrts- und Hafengewerbe.