Grüner Landtagsabgeordneter Thomas Marwein zu Gast beim BDB – Rheinkonferenz, Flussausbau, Ausbildung und Innovationen in der Binnenschifffahrt
Eigens aus dem Ländle angereist war Thomas Marwein, grüner Landtagsabgeordneter aus Baden-Württemberg, der am vergangenen Montag den Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) in Duisburg besuchte und sich aus erster Hand über aktuelle Trends und Themen in der Binnenschifffahrt informierte.
An Bord des BDB-eigenen Schulschiffes „Rhein“ informierten Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World), Schulschiffleiter Gerit Fietze und BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen über die Arbeitsmarktsituation in der Binnenschifffahrt. Zahlreiche Unternehmen bilden wieder verstärkt aus und sorgen so für den dringend notwendigen Nachwuchs in der Branche. Knapp 100 Auszubildende zwischen 16 und 42 Jahren sind aktuell auf dem Schulschiff in Duisburg-Homberg untergebracht und absolvieren in dieser Woche ihre praktischen Prüfungen. Die beruflichen Perspektiven und Karrierechancen für diese Azubis sind exzellent: Die Güter- und Fahrgastschifffahrt ist eine attraktive Zukunftsbranche mit Jobgarantie und guten Verdienstmöglichkeiten. Personal wird von den Unternehmen für alle Tätigkeiten auf dem Schiff und an Land dringend gesucht. Der Kontakt zu den Azubis und das Gespräch mit dem Prüfer Frank Althaus (Haeger & Schmidt) gaben dem Abgeordneten Marwein, der seinen Wahlkreis im rheinnahen Offenburg hat, einen guten Einblick in die Ausbildung der Branche. Die digitalen Entwicklungen in der Binnenschifffahrt wurden hierbei mit erörtert. Fernsteuerung und (teil-)autonomes Fahren sind Trends, die die Schifffahrt in den kommenden Jahren verändern werden, sobald die Mobilfunktechnik funktioniert und die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst wurden. Dann ist das Schiff fit für die Einbindung in digitale Logistikketten. Es bestand Einigkeit, dass dieser Trend Erleichterungen für den Schiffsbetrieb bietet und Auswirkungen auf die Zahl der Besatzungsmitglieder an Bord haben kann, die Ausbildung zum Binnenschiffer/in aber nicht ersetzen wird.
Weitere wichtige Themen waren für den baden-württembergischen Abgeordneten Thomas Marwein der Flussausbau und die nachhaltigen Innovationen in der Binnenschifffahrt. Baden-Württemberg wird im Verbund mit NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz Anfang September 2024 in den Düsseldorfer Rheinterrassen die „Rheinkonferenz“ ausrichten. Dort wird gemeinsam mit der Schifffahrtsbranche, den Häfen und Gewerbeverbänden wie dem BDB die Absichtserklärung „Perspektive nachhaltige Rheinschifffahrt 2030“ unterzeichnet.
Hierzu gaben BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World) und BDB-Vizepräsident Dirk Gemmer (Rhenus) bereitwillig Auskunft. Fehlende Fahrrinnentiefen wie am Mittelrhein oder zu kurze Schleusenkammern wie etwa am Neckar, wo nur 105 Meter lange Schiffe fahren können, behindern die Schifffahrt bei der Entfaltung ihrer Potenziale. Die Bundesregierung will mehr Güter auf das Wasser verlagern und den Güterverkehrsanteil der Binnenschifffahrt auf 12 Prozent anheben – auch zum Klimaschutz, denn ein Lkw stößt dreimal mehr schädliche Klimagase aus als ein Binnenschiff. Während der Bund von der seit Jahrzehnten angekündigten Verlängerung der Neckarschleusen nun Abstand nehmen möchte, steht die grün-schwarze Landesregierung uneingeschränkt zu diesem Ausbauprojekt, das ein Befahren des Neckars mit 135 Meter langen Schiffen ermöglichen und Metropolregionen wie Stuttgart direkt an die Rheinschifffahrt anbinden würde. Jens Langer: „Durch den Einsatz von 135-Meter-Schiffen könnten allein wir als DP World sofort bis zu 150 Lkw-Ladungen an Containern von der Straße holen – pro Woche!“
Innovationen im Schiffbau können zu einer erheblichen Minderung an Emissionen führen und das Schiff auch bei Niedrigwasserperioden länger in Fahrt halten. Hierauf wies Dirk Gemmer (Rhenus) hin und erläuterte dem Abgeordneten Marwein, welche Maßnahmen bei den beiden neuen Containerschiffen ergriffen wurden, die Ende August bzw. zum Jahresende übergeben werden und ohne Inanspruchnahme von öffentlichen Fördermitteln gebaut wurden. Bei dem ersten Schiff („Mannheim“) handelt es sich um ein Schiff mit Hybridantrieb. Die Spannung für die beiden E-Motoren an der Welle wird durch ein Wasserstoffsystem, eine Batterieanlage und/oder fünf Stromaggregate (sog. Gensets) geliefert. Bei dem zweiten Schiff („Wörth“) ist die Möglichkeit, ein Brennstoffzellensystem aufzubauen, vorbereitet. Dieses Schiff verfügt über eine Batterie und sechs Stromaggregate (Gensets).
Dirk Gemmer: „Wir zeigen mit diesen Schiffen, was im Praxiseinsatz bereits an innovativen Konzepten für mehr Nachhaltigkeit in der Branche umgesetzt werden kann. Das hat allerdings seinen Preis. Die Förderung des Bundes für Flottenmodernisierung und Erneuerung muss deshalb fortgeführt werden. Die klein- und mittelständisch geprägte Branche kann solche innovativen Konzepte, die im Vergleich zu einem konventionellen Binnenschiff extrem hohe Investitionskosten verursachen, aus eigener finanzieller Kraft nicht stemmen.“
Bildunterschriften:
Bild 1:
An Bord des BDB-eigenen Schulschiffes „Rhein“: (v.l.n.r.) Schulschiffleiter Gerit Fietze, BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen, MdL Thomas Marwein (Bündnis 90/Die Grünen) und BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP Word)
Bild 2:
Im Gespräch bei Rhenus: (v.l.n.r.) BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World), BDB-Vizepräsident Dirk Gemmer (Rhenus PartnerShip) und MdL Thomas Marwein (Bündnis 90/Die Grünen)
Bild 3:
(v.l.n.r.) Frank Althaus (Haeger & Schmidt), MdL Thomas Marwein (Bündnis 90/Die Grünen) und BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World) auf der Gangbord des Schulschiffs
Über den BDB e.V.:
Der 1974 gegründete Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) setzt sich für die verkehrs- und gewerbepolitischen Interessen der Unternehmer in der Güter- und Fahrgastschifffahrt gegenüber Politik, Verwaltung und sonstigen Institutionen ein. Der Verband mit Sitz in Duisburg und Repräsentanz in Berlin vertritt seine Mitglieder außerdem in sämtlichen arbeits- und sozialrechtlichen sowie bildungspolitischen Angelegenheiten und ist Tarifvertragspartner der Gewerkschaft Verdi. Er ist Gründungsmitglied des Europäischen Schifffahrtsverbandes EBU. Mitglieder des BDB sind Reedereien, Genossenschaften und Partikuliere, nationale und internationale See- und Binnenhäfen, wissenschaftliche Einrichtungen, Verbände sowie gewerbenahe Dienstleistungsunternehmen. Mit dem Schulschiff „Rhein“ betreibt der BDB eine europaweit einzigartige Aus- und Weiterbildungseinrichtung für das Schifffahrts- und Hafengewerbe.